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Dezentrale Identitäten: Die Zukunft der sicheren Identitätsverwaltung

Geschrieben von Ebru Arslanalp | 13.11.2025 14:43:59

Die Verwaltung digitaler Identitäten entwickelt sich rasant weiter. Während herkömmliche Ansätze in der Identity Governance and Administration (IGA) nach wie vor auf zentralisierte Verzeichnisse und Berechtigungsmanagement setzen, zeichnet sich eine neue Entwicklung ab: dezentrale Identitäten (Decentralized Identifiers, DIDs). Diese Technologie verspricht nicht nur mehr Sicherheit und Datenschutz, sondern gibt den Nutzern auch die volle Kontrolle über ihre eigenen Identitätsdaten. Unternehmen, die auf dezentrale Identitäten setzen, profitieren von geringeren Sicherheitsrisiken, einer höheren Flexibilität und einer verbesserten Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept, und wie lässt es sich in bestehende Identity-Governance-Strategien integrieren?

Warum zentrale Identitätsmodelle an ihre Grenzen stossen

In klassischen Identity-Management-Systemen werden Benutzerkonten und Zugriffsrechte in einer zentralen Datenbank verwaltet. Ob Active Directory in Unternehmensnetzwerken oder Cloud-basierte Identitätsanbieter wie Microsoft Entra ID (ehemals Azure AD) – die Kontrolle über Identitäten liegt dabei in den Händen der jeweiligen Organisation.

Sicherheitsrisiken durch zentrale Speicherung: Identitätsdaten in einem zentralen Repository sind ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle. Ein erfolgreicher Angriff kann dazu führen, dass Millionen von Benutzerkonten kompromittiert werden.

Hoher Verwaltungsaufwand: Die kontinuierliche Aktualisierung und Kontrolle von Benutzerberechtigungen erfordert erhebliche Ressourcen, insbesondere in Unternehmen mit einer hybriden IT-Infrastruktur.

Abhängigkeit von Identitätsanbietern: Nutzer sind auf externe Dienste angewiesen, um sich zu authentifizieren. Fällt ein zentraler Identitätsanbieter aus, sind alle damit verbundenen Services betroffen.

Hier kommen dezentrale Identitäten ins Spiel – ein Konzept, das Nutzern mehr Eigenverantwortung über ihre digitalen Identitätsdaten gibt und gleichzeitig Unternehmen hilft, Sicherheitsrisiken zu minimieren.

 

Was sind dezentrale Identitäten (DIDs)?

Dezentrale Identitäten basieren auf der Idee, dass Nutzer ihre Identitätsdaten selbst verwalten und kontrollieren können, anstatt diese an eine zentrale Organisation zu binden. Dabei kommen Kryptografie und Blockchain-Technologie zum Einsatz, um Identitätsnachweise fälschungssicher, überprüfbar und manipulationsresistent zu machen.

Die Kernprinzipien dezentraler Identitäten:

Nutzerkontrolle: Jeder Benutzer besitzt einen einzigartigen, unveränderlichen Identitätsnachweis, der nicht von einem zentralen Anbieter ausgestellt oder gespeichert wird.

Selbstsouveräne Identität (SSI, Self-Sovereign Identity): Der Nutzer entscheidet, welche Informationen er mit Unternehmen oder Behörden teilt – und nur diese Instanzen erhalten Zugriff auf spezifische Daten.

Vertrauenswürdige Nachweise: Informationen werden mit digitalen Signaturen versehen, die von vertrauenswürdigen Stellen (z. B. Banken, Behörden oder Unternehmen) ausgestellt werden und jederzeit überprüft werden können.

4 Vorteile von dezentralen Identitäten

Für Unternehmen, die moderne Identity-Governance-Modelle implementieren möchten, bieten dezentrale Identitäten zahlreiche Vorteile:

1. Reduzierung von Sicherheitsrisiken

Da Identitätsdaten nicht mehr zentral gespeichert, sondern direkt vom Nutzer verwaltet werden, sinkt das Risiko eines großflächigen Identitätsdiebstahls durch einen Hackerangriff erheblich. Selbst wenn ein Angreifer ein Unternehmenssystem kompromittiert, kann er nicht auf zentrale Identitätsdatenbanken zugreifen.

2. Geringerer Verwaltungsaufwand

Unternehmen müssen nicht mehr jedes Benutzerkonto manuell verwalten oder regelmäßige Passwort-Resets erzwingen. Stattdessen erfolgt die Authentifizierung durch kryptografische Signaturen, die automatisch überprüft werden können, ohne dass sensible Daten direkt verarbeitet werden müssen.

3. Höhere Datenschutz-Compliance

Mit den steigenden Anforderungen an Datenschutzgesetze wie der DSGVO, dem CCPA oder dem NIS2-Standard ist es für Unternehmen essenziell, den Zugriff auf personenbezogene Daten zu minimieren. Dezentrale Identitäten erfüllen das Privacy-by-Design-Prinzip, da sie Daten nur dann offenlegen, wenn der Nutzer dies ausdrücklich erlaubt.

4. Bessere Benutzererfahrung

Anstatt sich bei jeder Plattform oder jedem Dienst erneut mit einem Passwort zu registrieren, können Nutzer ihre digitale Identität sicher auf verschiedenen Plattformen verwenden, ohne auf unsichere Methoden wie Passwörter oder Einmal-Codes angewiesen zu sein.

Blockchain als Schlüsseltechnologie für dezentrale Identitäten

Die Blockchain-Technologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung dezentraler Identitäten. Sie bietet eine fälschungssichere, dezentrale Infrastruktur, die es ermöglicht, Identitätsnachweise sicher und überprüfbar zu speichern.

Dabei werden digitale Signaturen und kryptografische Schlüssel genutzt, um Identitätsinformationen in einem verteilten Netzwerk zu verifizieren. Dies bedeutet, dass niemand eine Identität manipulieren oder nachträglich verändern kann, ohne dass es nachweisbar wäre.

Mögliche Anwendungsfälle für Unternehmen:

Sichere Anmeldung bei Unternehmenssystemen: Mitarbeiter könnten sich mithilfe einer dezentralen Identität einloggen, ohne dass das Unternehmen Passwörter speichern muss.

Digitale Zertifikate: Bildungseinrichtungen oder Unternehmen können digitale Qualifikationsnachweise ausstellen, die direkt über die Blockchain verifizierbar sind.

Kunden-Identifikation ohne zentrale Speicherung: Banken oder Online-Dienste können die Identität eines Nutzers überprüfen, ohne dessen persönliche Daten speichern zu müssen.

Die Herausforderungen bei der Einführung dezentraler Identitäten

Trotz der vielen Vorteile gibt es noch einige Herausforderungen, die Unternehmen berücksichtigen müssen:

Fehlende Standardisierung: Obwohl bereits Protokolle wie W3C DID (Decentralized Identifiers) existieren, gibt es noch keine einheitliche Lösung, die weltweit von allen Organisationen anerkannt wird.

Interoperabilität: Nicht alle bestehenden Identitätsmanagement-Systeme unterstützen dezentrale Identitäten. Unternehmen müssen daher Hybride-Modelle entwickeln, die klassische IGA-Systeme mit dezentralen Lösungen verbinden.

Akzeptanz bei Nutzern: Viele Menschen sind an zentrale Identitätslösungen gewöhnt. Um den Übergang zu erleichtern, müssen intuitive Nutzererfahrungen geschaffen werden, die keine tiefergehenden technischen Kenntnisse erfordern.

Warum Unternehmen sich mit dezentralen Identitäten auseinandersetzen sollten

Die Digitalisierung macht es unumgänglich, sich mit neuen Konzepten der Identitätsverwaltung zu befassen. Dezentrale Identitäten bieten nicht nur mehr Sicherheit und Datenschutz, sondern ermöglichen auch eine effizientere und benutzerfreundlichere Verwaltung digitaler Identitäten. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dieser Technologie auseinandersetzen, können Sicherheitsrisiken minimieren, Compliance-Vorgaben besser erfüllen und gleichzeitig die Kontrolle über Identitätsprozesse optimieren.

Wie genau lassen sich dezentrale Identitäten in bestehende Identity-Governance-Strategien integrieren? Welche Best Practices gibt es bereits?

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